Sehr geehrter Herr H.,
 
falls Sie sich nicht 100% sicher sind, daß Ihr Vogel wirklich ein Spatz (Haussperling) ist, müssen Sie VOR der Futterumstellung unbedingt herausfinden, um welche Vogelart es sich genau handelt, da davon die weitere Futterart abhängig ist.
 
Ein paar Tips für Sie als Spatzeneltern:
 
Sie können parallel zur Beo-Perlen-Fütterung (nicht zu lange einweichen!!) sofort einfach eine Kanarienvogel- oder Wellensittich-Samenmischung zusätzlich in den Käfig oder die Voliere hineinstellen. Der Spatz lernt automatisch durch seine Neugier, wie die Samen zu enthülsen sind. Sie müssen ihm das im Normalfall nicht zeigen, sondern nur die Aufmerksamkeit ab und zu auf den neuen Napf lenken. Wenn der Spatz alt genug ist, lernt er das Enthülsen selbst. Wenn er es schafft, die Körner im Napf zu enthülsen, können Sie auch Kolbenhirse in den Käfig hängen (Leckerbissen). Beo-Perlen immer beifüttern, aber dann nicht mehr eingeweicht, sondern die harten Kügelchen im Napf anbieten. (Beo-Perlen enthalten tierische Bestandteile, in der Natur sind Spatzen keine reinen Körnerfresser, es werden auch Insekten nicht verschmäht.) Wenn der Vogel Samen enthülsen kann, nimmt das Betteln automatisch ab.
Es dauert meist ein Weilchen, bis Vögel neue Näpfe annehmen.
 
Bitte immer einen Wassernapf bereitstellen, denn Finkenvögel sollten trinken können.
 
Sie können zusätzlich auch gehacktes hartgekochtes Ei (Eiweiß) verfüttern oder probieren, ob der Spatz selber von einem Scheibchen Ei abbeißt, je nachdem, wie zutraulich er ist.
 
Verfüttern kann man, wenn der Vogel selber frißt, auch sehr dünne Apfelschnitten, Banane, Trauben (bei Trauben muß man am Anfang schon die Schale wegreißen).  Aber jeder Spatz ist anders und alle sind sehr wählerisch, das ist völlig normal! Bei manchen Speisen schütteln sie sich sogar vor Ekel, das ist individuell verschieden. Gern genommen werden meist (!) Melone und Mandarinen, Kiwis weniger.
Bitte generell nicht zuviel Obst geben, sonst gibt es Durchfall (die Dosis macht's).
Es sollten nicht unbedingt Pflaumen verfüttert werden.
 
Wenn der Spatz Samen selber enthülsen kann, können Sie ihm ab und zu Brotkrümel geben, er wird vermutlich begeistert sein.
Schädlich ist Salz! Bitte dies bei den Brotkrümeln beachten (Nierenschädigung).
 
Sie können grundsätzlich ALLE Wildgräser (Samenrispen) und Wildblumen (Blüte und Blätter) sammeln und anbieten. Je mehr sie ihm zeigen, desto einfacher tut er sich. Also alles, was die Wiese hergibt (bitte nicht direkt vom Straßenrand). Blüten (Löwenzahn, Gänseblümchen usw.) werden erfahrungsgemäß schnell aufgefressen oder angeknabbert. Blätter vom Löwenzahn werden sehr gerne genommen. Evtl. muß man am Anfang durch Zeigen und Heraus"klauben" der winzigen Samen (z. B. beim Hirtentäschelkraut, winzig!, bei Pusteblumen muß erst kapiert werden, wo der Samen sitzt, usw.) zeigen, wie es geht.
 
Die Auswilderung klappt am besten so:
Warten, bis der Spatz selbstständig alleine frißt !
 
Das Gefieder muß unbedingt vollständig ok sein !
Keine dünnen Teile an an Schwanz- oder Schwungfedern! Sollten Federn dünne Stellen haben, nennt man diese Stellen "Streßlinien", sie tauchen leider nicht nur bei Spatzen auf. Sie entstehen durch Mangelernährung, hormonelle Störungen, oder Sulfonamidgabe während einer Mauser. Umweltgifte während der Gefiederbildung sind im Gespräch, aber noch nicht bewiesen. Sollte das Gefieder nicht vollständig ok sein, brauchen Sie den Vogel gar nicht erst auszuwildern, da die Federn an diesen Stellen abbrechen und der Vogel keine Überlebenschance hat. Sie müssen den Vogel bei vorhandenen Streßlinien oder anderen Gefiederschäden über die nächste Mauser im Herbst bringen und gleichzeitig unbedingt auf Fuß-Ballen-Probleme achten! Diese können schnell lebensgefährlich werden.
Normal sind aber: nicht vollständig befiederte Stellen unter/hinter den Ärmchen, auch der Hals wird spät befiedert.
 
Der Vogel muß lebhaft und frech sein. Im Normalfall reagiert er auf vorbeifliegende Vögel.
 
Käfig nach draußen stellen und zwar an die Stelle, wo der Vogel freigelassen werden soll. Bitte beachten Sie, daß solch ein kleines Lebewesen dauernd große Energiemengen braucht, um seinen Stoffwechsel aufrecht zu erhalten. Also keine stundenlange pralle Sonne oder Durchzug oder direkt von drinnen in große Kälte/Wärme. Der Raum über dem Käfig sollte frei bleiben. Es sollte aber nicht gerade voll in den Käfig hereinregnen, da der Vogel ja nicht ausweichen kann. Der Vogel muß sich die Umgebung einprägen, am besten tagsüber und nachts. Man kann dies sehr gut mit einer großen Außenvoliere machen, sofern vorhanden. Bitte auf Katzen aufpassen!!! Schön wäre es, wenn in der Nähe andere Spatzen vorbeifliegen, damit er lernen kann, wo Futter zu finden ist (Imitation).
Nach 1-2 Wochen lassen Sie einfach die Tür offenstehen (niemals scheuchen) und warten ab, was passiert, egal, wie lange oder kurz das dauert. Nicht hinterherrennen, sondern ruhig beobachten.
Wenn der Vogel weggeflogen ist, den Käfig nicht wegräumen und das Futter nicht entfernen. Einige Vögel kommen gerne noch wochenlang und holen sich ab und zu einen Futtersnack oder schlafen im bekannten Käfig/Voliere, also offen draußen stehen lassen mit frischem Futter und Wasser. Seien Sie aber nicht traurig, wenn Ihrer das nicht tut, auch das ist völlig normal. Es gibt auch unter Spatzen Typen, die die Freiheit so aufregend finden, daß sie keinen Blick zurück tun (kann man gut verstehen).
 
Mit freundlichen Grüßen,
 
Jeanette Hölzl
 
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