Jauchen, Brühen, Auszüge
Biologische Spritz- und Gießmittel
Zur Stärkung der Pflanzen, zur Regenerierung und Belebung des Bodens, aber auch bei akutem Schädlingsbefall oder bei Pflanzenkrankheiten werden verschiedene Zubereitungen aus Kräutern eingesetzt. Wir unterscheiden:
Tees:
Die Kräuter werden mit kochendem Wasser übergossen, dann läßt man sie 10 Minuten ziehen. Abkühlen und Abseihen. Man gießt oder spritzt sie den jeweiligen Rezepten entsprechend.
Auszüge:
Man läßt die Kräuter 12 bis 24 Stunden in kaltem Wasser ziehen. Anschließend werden sie durch ein Sieb gegossen und sofort den jeweiligen Rezepten entsprechend gegossen oder gespritzt.
Brühen:
sie werden ebenfalls mit kaltem Wasser angesetzt; nach 24 Stunden läßt man sie dann auf kleiner Flamme etwa 30 Minuten köcheln. Abkühlen lassen, abseihen. Je nach Rezept werden sie unverdünnt oder verdünnt gespritzt.
Jauchen:
Jauchen sind in erster Linie wertvolle Flüssigdünger. Man läßt die in Wasser eingeweichten Kräuter 10 bis 20 Tage vergären. Anschließend werden die Jauchen immer verdünnt ausgebracht.
Rezepte:
Brennesseln: vielseitiges Wildkraut
- liefern im Frühjahr zarte Blätter für Salate, Suppen und Gemüse
- Brennesselblätter lassen sich im Juni und Juli für einen Tee trocknen,
als Mittel zur Anregung des Stoffwechsels
- sind ein gutes Mulchmaterial für alle Gartenbeete
- sind lebensnotwendige Nahrung für zahlreiche Schmetterlingsraupen:
nicht alle Brennesselblätter verwerten, sondern immer einige wachsen lassen
- liefern Material für einen hervorragenden pflanzlichen Dünger: die Brennesseljauche.
Die Brennesseljauche
Wo wird die Brennesseljauche angesetzt?
In einem Gefäß, das aus Kunststoff, Holz oder Steingut besteht. Keine Metallgefäße verwenden, da dies beim Gärprozeß unerwünschte Reaktionen hervorrufen kann.
Der Gärprozeß wird beschleunigt, wenn das Gefäß in der Sonne steht.
Wie wird die Brennesseljauche angesetzt?
Die Brennesseln sollen vor oder während der Blüte geschnitten werden. Man rechnet etwa 10 kg frische oder 500 bis 1000 g getrocknete Brennesseln auf 50 l Wasser.
Die Brennesseln werden etwas zerkleinert. Man füllt am besten mit Regenwasser auf, allerdings höchstens zu 4/5, da die Jauche anfängt zu gären und zu schäumen.
Das Gefäß wird mit einem Gitter abgedeckt, damit keine Tiere hineinfallen können.
Bitte beachten:
Einmal am Tag sollte die Jauche gut durchgerührt werden, damit Sauerstoff in den Zersetzungsprozeß kommt.
Unangenehme Gerüche lassen sich leicht durch eine Handvoll Steinmehl oder etwas Baldrianblütenextrakt binden.
Die Jauche ist fertig, wenn sie nicht mehr schäumt und eine dunkle Farbe angenommen hat. Das ist je nach Wetterlage nach etwa 1,5 bis 2 Wochen der Fall.
Die Brennesseljauche wird im Verhältnis 1:10 oder 1:20 mit Wasser verdünnt und möglichst an trüben Tagen direkt in den Wurzelbereich (nicht über die Blätter) gegossen.
Empfindliche Pflanzen erhalten lieber eine schwächere Lösung.
Wer in zu starker Konzentration oder bei prallem Sonnenschein gießt, riskiert Verbrennungen an den Pflanzen.
Welche Wirkung hat die Brennesseljauche?
Die Brennesseljauche ist ein harmonischer, mild wirkender Stickstoffdünger.
Brennesseljauche wirkt
- ausgleichend und heilend
- wachstumsfördernd
- anregend auf die Chlorophyllbildung
- Regenwürmer anziehend, die den Boden für uns bearbeiten und düngen.
Die meisten Blumen, Bäume, Sträucher und Gemüsepflanzen (auch Zimmerpflanzen) können mit Brennesseljauche gedüngt werden.
Ausnahmen: Bohnen, Erbsen, Zwiebeln und Knoblauch sollten nicht mit Brennesseljauche gedüngt werden.
Die Beinwelljauche (Comfrey-Jauche)
Die Beinwelljauche wird genauso hergestellt wie die Brennesseljauche. Sie dient ebenfalls zur Düngung. Da sich beide Jauchen harmonisch ergänzen (Brennesseljauche liefert Stickstoff, Beinwelljauche liefert Kalium), können sowohl beide Jauchen beim Ausbringen miteinander gemischt oder auch bereits gemeinsam angesetzt werden.
Der Brennessel-Kaltwasser-Auszug
Der Brennessel-Kaltwasser-Auszug wird wie die Brennesseljauche angesetzt.
Zusammensetzung: etwa 1 kg frische Brennesseln auf 5 l Wasser.
Im Unterschied zur Brennesseljauche wird er aber nur 12 bis 24 Stunden stehengelassen, er darf also nicht anfangen zu gären.
Danach wird er unverdünnt über die gesamte Pflanze gespritzt.
Er wirkt gegen Blattläuse im Anfangsstadium.
Die Ackerschachtelhalmbrühe
Der Ackerschachtelhalm wird oft auch als Zinnkraut oder Katzenschwanz bezeichnet.
Wie wird die Ackerschachtelhalmbrühe angesetzt?
1 kg frische oder 150 g getrocknete Pflanzen werden in 10 l Wasser für 24 Stunden eingeweicht. Meist reichen auch schon sehr viel kleinere Mengen, nämlich 15 g getrockneter oder 100 g frischer Ackerschachtelhalm auf 1 l Wasser.
Anschließend wird der Sud auf kleiner Flamme etwa 30 Minuten gekocht. Danach sollte er abkühlen. Man seiht ihn wie Tee ab und verdünnt die Brühe im Verhältnis 1:5 mit Wasser.
Die Ackerschachtelhalmbrühe wird über die gesamte Pflanze gegossen oder gespritzt.
Welche Wirkung hat die Ackerschachtelhalmbrühe?
Die Ackerschachtelhalmbrühe wird wegen ihres hohen Kieselsäuregehalts bei Pilzkrankheiten wie Schorf, echter und falscher Mehltau, Grauschimmmel, Krautfäule uws., aber auch bei Milbenbefall eingesetzt (vorbeugend und bei akutem Befall).
Am besten bringt man sie vom Frühjahr bis zum Sommer regelmäßig vorbeugend an trockenen und sonnigen Tagen bei gefährdeten Kulturen aus.
Bei akuter Gefahr sollte an drei aufeinanderfolgenden Tagen gespritzt werden.
Magermilch
Magermilch ist ein vorbeugendes Mittel gegen alle Tomatenkrankheiten.
0,5 l Milch verdünnt mit 1,5 l Wasser sollte wöchentlich einmal über die gesamte Tomatenpflanze gespritzt werden.
Farntee
Mittel gegen Blattläuse, Schmierläuse und Schildläuse
Zusammensetzung:
200 g frische Farnblätter in 1 l Wasser eine Stunde köcheln lassen.
Ausbringen:
im Verhältnis 1:1 mit Wasser verdünnen.
Rainfarntee
Mittel gegen:
Erdbeerblütenstechen, Erdbeermilben, Brombeermilben, Himbeerkäfer, Blattwespen, Rost und Mehltau
Zusammensetzung:
100 g frische oder 15 g getrocknete Rainfarnblätter
Zubereitung:
sie Tee, man kann aber auch eine Brühe herstellen
Ausbringen:
im Verhältnis 1:2 mit Wasser verdünnen.
Rainfarn ist giftig; den Tee oder die Brühe unbedingt vor Kindern sichern.
Wermuttee
Wirkung:
im Frühling:
unverdünnt gegen Blattläuse, Ameisen, Raupen und Säulenrost an Johannisbeeren
im Juni/Juli:
im Verhältnis 1:3 mit Wasser verdünnt gegen Blattläuse und Apfelwickler
im Herbst:
im Verhältnis 1:2 mit Wasser verdünnt gegen Brombeermilben.
Unverdünnte Spritzungen sind auch zur Abwehr des Kohlweißlings wirksam.
Zusammensetzung:
100 g frischer oder 15 g getrockneter Wermut auf 1 l Wasser
Zubereitung:
als Tee oder Brühe.
Zwiebel- oder Knoblauchtee
Wirkung:
unverdünnt gegen Milben und alle Pilzkrankheiten
Zusammensetzung:
50 g Zwiebeln oder Knoblauch auf 1 l Wasser
Zubereitung:
als Tee.
Zwiebelschalen- oder Knoblauchblätterbrühe
Wirkung:
wie Zwiebeltee
Zusammensetzung:
100 bis 250 g Blätter und Schalen auf 5 l Wasser
Zubereitung:
als Brühe.
Tomatenauszug
Wirkung:
unverdünnt alle 2 Tage über Kohlpflanzen gegossen, lenkt der Tomatenauszug den Kohlweißling während seiner Flugzeit ab.
Zusammensetzung:
2 Handvoll Tomatenblätter (vom Ausgeizen) auf 2 l Wasser
Zubereitung:
als Auszug.
Schmierseifenlösung
Wirkung:
letzter Ausweg bei sehr starkem Blattlausbefall.
Zubereitung:
150 bis 300 g reine Schmierseife in 10 l heißem Wasser auflösen und nach dem Abkühlen unverdünnt spritzen.
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